Schwanenweiß ist ja geradezu sprichwörtlich in unseren Breiten. Jahrtausende lang war für uns Europäer ein Schwan ein majestätischer und vor allem weißer Vogel. Das war ein Dogma. Genauso wie bis 2012 „Zwei Päpste begegnen sich im Vatikan“ nur ein Scherz sein konnte. Und dann vor ca. 400 Jahren fuhr ein europäischer Seefahrer auf Entdeckungsfahrt an einer unbekannten Küste, die zum heutigen Australien gehört, in eine Flussmündung und was sah er?  Ein Schwan mit schwarzem Gefieder. Ja, mit Dogmen muss man vorsichtig sein. Auf dieser Basis hat der amerikanische Börsenguru Nassim Taleb sein Buch „Der schwarze Schwan“ geschrieben, in dem er das Problem der Zuverlässigkeit von Zukunftsprognosen auf den Punkt gebracht hat und zwar mit folgendem schönen Gleichnis:

„Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Truthahn im mittleren Westen. Ihre Erfahrung sagt ihnen, sie führen ein wunderbar geschütztes Leben, es mangelt ihnen an nichts. Die Ursache ist ein freundlicher Mann, der Ihnen regelmäßig das Futter bringt und sie vor Raubtieren und schlechter Witterung schützt!“

Aus dieser Erfahrung heraus beurteilen auch die Truthähne Ihre Zukunft und gehen natürlich von rosigen Aussichten aus. Das Einzige, was Sie nicht voraussehen können ist der Thanksgiving Day, an dem ihr Wohltäter mit einem Messer in den Stall kommt…

Unser Leben wird eben mehr von unvorhersehbaren als von vorhersehbaren Ereignissen gestaltet. Auf diese Erkenntnis hat übrigens Nassim Taleb seine erfolgreichen Börsenspekulationen aufgebaut. Er hat nämlich immer auf Katastrophen gesetzt. Er wusste zwar nicht, wann sie kommen und auch nicht wo sie stattfinden – aber er konnte sicher sein, dass sie eintreten: 9/11 – Tsunami in Südostasien – Fukushima – Donald Trump – und nun eben Corona. Alles Ereignisse, die unmittelbar vor dem Eintreten noch nicht vorhersehbar waren. Also merke: Wovor wir Angst haben, passiert meist nicht und was wirklich passieren wird, wissen wir nicht.

Mit dieser Einstellung kann man doch schon etwas gelassener in die Zukunft schauen, oder nicht?