Endlich Wochenende und leider schon wieder Montag!
Ist das nicht die Grundhaltung vieler Berufstätiger in Deutschland?
Noch immer ist unsere Einstellung zur „lohnabhängigen Arbeit“ stark von aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen und historischen Normen geprägt. Im kollektiven Bewusstsein prägen immer noch die Geschichte der Leibeigenschaft und Fronarbeit im Mittelalter, der Manchesterkapitalismus im19. Jahrhundert und die Gewerkschaftskämpfe für weniger und besser bezahlte Arbeit im 20. Jahrhundert mit berühmten Aufrufen wie „Samstag gehört der Vati uns“ unsere Einstellung zur Arbeit. Aber auch die aktuellen Diskussionen um ein bedingungsloses Grundeinkommen spiegeln die Einstellung wider: Der Mensch muss vom Joch der Arbeit befreit werden.

Wer für viele unverständlicherweise trotzdem gerne arbeitet, gilt entweder als geldgierig oder ist ein krankhafter „Workoholic“. Denn wahrhaft kluge Menschen, so die allgemeine Ansicht, suchen die Muße, denn das eigentliche Paradies auf Erden liegt in Freizeit und Ruhestand. Selbst in der Werbung wird der Traum vom Lottogewinn auf das Liegen in der Hängematte reduziert. Man hat es geschafft, wenn man träge und faul sein darf. Viele Menschen empfinden Arbeit also immer noch als ein Übel der Notwendigkeit zur existentiellen Absicherung  und haben deshalb als kleineres Übel den Mythos von der  Work-Life-Balance erfunden.

Nun macht Arbeit allerdings nicht unbedingt krank und Freizeit ist auch nicht per se gesund. Das Menschen mit einem erfüllten Arbeitsleben andererseits auch viel Anerkennung bekommen und Freude an Gestaltung und Herausforderung entwickeln und damit gesund leben, während viele Work-Life-Balance-Hedonisten am Wochenende in Partystress geraten oder durch zu viel Freizeit oft sogar Leere und Frust empfinden. Dass viele Ruheständler, die es ja vermeintlich geschafft haben, dann aus Langeweile zu viel Alkohol trinken, wird ja auch immer wieder gerne ausgeblendet.

Ferdinand Linzenich
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